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Sommer, Sonne und Glück in Finnland

Nach leider sehr durchzogenen und häufig regnerischen und kalten Wochen in Norwegen, konnten wir in den Wäldern und an den Seen Finnlands endlich den Sommer mit viel Sonnenschein und warmen Temperaturen geniessen. Wir hatten zwei Wochen Zeit herauszufinden, warum Finnland seit Jahren zum glücklichsten Land der Welt gekürt wird, bevor es mit der Fähre von Helsinki heimwärts ging.



Lappland

Die Fahrt durch Finnland begann und blieb fast bis in Helsinki so, wie wir uns das vorgestellt hatten und auf beiden Strassenseiten sahen wir nichts als Bäume. Wir hatten uns aber bei den vielen Seen doch erhofft zwischendurch auch etwas Wasser zu erspähen, was aber äusserst selten der Fall war. Wie die Seen lassen sich auch die Häuser am Ende der Stichstrassen nur erahnen, aber von der Strasse aus nicht erblicken. Ein wenig Abwechslung boten uns nur regelmässig auftauchende Rentiere neben und auf der Strasse. Nach der sehr abwechslungsreichen Landschaft Norwegens war die Eintönigkeit aber zumindest am Anfang auch entspannend.



Unser erster Schlafplatz am See erfüllte das Klischee ebenfalls und nur alte Pneus, ein wenig Abfall und die Mücken trübten die Idylle. Wir hatten uns die Mückenplage in Finnland sogar noch dramatischer vorgestellt, aber zum einen war der Höhepunkt der Mückensaison schon vorbei und zum andern liessen sich mit vernünftiger Auswahl der Schlafplätze und effektiven Schutzmassnahmen die meisten Stiche verhindern. Unser Antibrumm Mückenspray aus der Schweiz war zum Glück noch nicht aufgebraucht und in Norwegen hatten wir uns bereits ein Thermacell Gerät gekauft. Das Gerät und die dazugehörigen Plättchen und das Gas sind zwar nicht ganz günstig, aber erfüllen ihren Zweck und halten die Mücken auf Abstand. Mit dem Müll hatten wir dagegen gar nicht mehr gerechnet und auch wenn es im Vergleich zu anderen Ländern wenig war, bemerkten wir erst da wie sauber es in Norwegen gewesen war.



Unser erster kleiner Waldspaziergang führte uns zum Karhunpesäkivi, dem Bärenhöhlenstein von Myössäjärvi. Dabei handelt es sich um einen grossen, hohlen Findling, in den wir durch einen kleinen Spalt hineinkriechen konnten. Der Name geht auf eine alte Geschichte zurück, bei der ein Mann in der Höhle Schutz vor einem Schneesturm suchte und beim Aufwachen am nächsten Morgen feststellte, dass er neben einem Bären lag. Es lohnt sich den Treppen von der Bärenhöhle noch weiter zu folgen und die Aussicht auf die unendlichen Wälder Lapplands zu geniessen.



Nach diesen ersten Eindrücken von Finnland suchten wir das erste Mal auf unserer Reise nicht nach einem Stellplatz, sondern zum Geburtstag von Patrick nach einem Blockhäuschen. Nachdem wir uns in den entsprechenden Suchportalen zurechtgefunden hatten, entdeckten wir eine kleine Anlage in Saariselkä. Diese Region scheint auf den Wintertourismus ausgelegt zu sein und alles wirkte verlassen. Das Ganze war uns nicht ganz geheuer, aber die Häuschen waren einfach zu schön, um die im Internet angegebene Telefonnummer nicht zu wählen. Nach ein paar Mails und der Bezahlung erhielten wir auch schon den Code für die Schlüsselbox neben der Tür und tauschten unser Dachzelt für zwei Tage gegen ein gemütliches Häuschen mit Sauna, Cheminée und einer Küche mit Backofen und Geschirrspülmaschine. Wir kosteten den Luxus in vollen Zügen aus und fanden in der Sauna die ersten Antworten auf die Frage nach dem Glück der Finnen. In Finnland soll es mehr Saunas als Autos geben und sie werden sowohl im Winter, als auch im Sommer regelmässig genutzt. Auch für uns waren die Saunagänge und für die kleinen und grossen Jungs auch die anschliessenden Abkühlungen im Bach äusserst wohltuend. Zusätzlich machten die wenigen Autos auf den Hauptstrassen unsere Fahrten deutlich entspannter als das Verkehrschaos auf den Autobahnen Mitteleuropas.



Um uns das abendliche Wellnessprogramm zu verdienen, entdeckten wir am ersten Tag auf einer kurzen Wanderung den nahegelegenen Urho-Kekkonen Nationalpark. Am zweiten Tag stand nach sehr langer Zeit wieder einmal ein Autoputztag auf dem Programm, da wir den Kofferraum zum Nachfüllen von Adblue sowieso ausräumen mussten. Neben unserer Putzaktion blieb uns doch noch Zeit unser Abendessen zu angeln. Nicht nur das Wetterglück, sondern auch das Fischerglück war in Finnland endlich wieder auf unserer Seite und bescherte uns frische Fische.



Im Santa Claus Village in Rovaniemi überquerten wir den Polarkreis nach Süden und liessen uns natürlich auch nicht den Besuch beim Weihnachtsmann entgehen. Der Weihnachtsmann ist wirklich ein ganz netter alter Mann und nimmt sich Zeit für ein Schwätzchen mit seinen zahlreichen Besuchern, aber sonst empfanden wir das Weihnachtsmanndorf als recht lieblose und sehr kommerzielle Angelegenheit. Vielleicht kommt im Winter etwas mehr Weihnachtsstimmung auf. Nach einer kleinen Runde durch nicht besonders weihnachtliche Souvenirshops zum Postamt, wo an den Weihnachtsmann adressierte Briefe aus der ganzen Welt zusammenkommen, setzten wir unsere Reise in Richtung Oulanka Nationalpark fort.




Im Oulanka Nationalpark begaben wir uns auf die kleine Bärenrunde, eine der bekanntesten und beliebtesten Wanderrouten in Finnland. Bären trafen wir auf den 12km keine, aber die Rentiere waren auch in diesem Nationalpark unterwegs und bahnten sich an einer Grillstelle ihren Weg durch die einheimischen und ausländischen Wanderer. Am Abend kühlten wir uns beim Baden in einem See ab. Wir genossen an diesem Tag gleich zwei Aktivitäten, welche mit Sicherheit auch zur Zufriedenheit der Finnen beitragen. Das Land zählt 187’888 Seen und mehr als 70% ist Waldfläche. Sowohl ein Waldspaziergang als auch ein Bad im See ist eine reine Wohltat für Körper und Geist, zumindest wenn man keine Probleme mit kaltem Wasser hat. Den Finnen waren die Seen allerdings in der aktuellen Hitzeperiode sogar zu warm und genau diese von klein auf erlernte Widerstandsfähigkeit gegen Kälte und andere Widrigkeiten scheint auch zu ihrem Glück beizutragen. Da unsere Pneus den skandinavischen Strassen auch nicht genug Widerstand geleistet hatten, konnten wir unsere Reise erst nach einem Reifenwechsel fortsetzten. Wir hatten von anderen Reisenden bereits gehört, dass die norwegischen Strassen die Reifen schier auffressen und leider hat sich das auch bei uns bestätigt.



Seenplatte


Mit neuen Reifen verabschiedeten wir uns von den letzten Rentieren an der Strasse und fuhren zur Finnischen Seenplatte, wo wir die Seen nochmal richtig auskosten wollten. Wir genossen mit und ohne Angelrute wunderschöne Sonnenuntergänge, verschafften uns auf dem Puijo Turm in Kuopio einen kleinen Überblick und mieteten zur Erkundung und Befischung des Linnansaari Nationalparks ein kleines Motorboot.



Nach einem kurzen Spaziergang zur Burg Olavinlinna in Savonlinna stand uns auf dem folgenden Schlafplatz neben Komposttoiletten und Grillhäuschen sogar ein Ruderboot zur freien Verfügung. Die Finnen scheinen ihre Freizeit gerne in der Natur zu verbringen. Mehrere Familien und Paare kamen für ein Picknick an den See oder verbrachten die Nacht in einem Zelt. Wir beobachteten drei Generationen, die gemeinsam im See badeten und Teenager, die auch in diesem Alter noch mit ihren Familien grillierten. Für einen glücklichen Tag reicht ein schöner Platz in der Natur. Von diesen gibt es in Finnland mehr als genug und sie stehen allen kostenlos zur Verfügung.



Über den Punkaharjo Os, einem von Schmelzwässern der Eiszeit aufgeschütteten Wall, fuhren wir entlang der russischen Grenze nach Lappeenranta und schlugen an einem nahegelegenen See routiniert unser Nachtlager auf. Seit langem mussten wir wiedermal unsere Markise spannen. Am nächsten Morgen beobachteten wir wie schon häufig einen Einheimischen bei einem kurzen Bad im See. Häufig kommen die Finnen nur für eine kurze Abkühlung zum See. Sie parken, ziehen sich um oder aus, tauchen ins Wasser und sind nach ein paar Minuten auch schon wieder weg. Manchmal grüssen sie, meistens nicht. Sie sind aber nicht unfreundlich, wenn man sie anspricht. Man scheint sich in Finnland einfach in Ruhe zu lassen. Je mehr Platz allen zur Verfügung steht, ist das natürlich auch einfacher und obwohl es schon Abend war schien auch der Baulärm des nahegelegenen Hauses im Wald keine Nachbarn zu stören.





Helsinki


Kurz vor dem Stadtcampingplatz von Helsinki legten wir einen Stopp in Porvoo ein und spazierten durch die malerische Altstadt zur Kathedrale. Für den Rückweg zum Zentrum wählten wir die Flusspromenade mit den hübschen roten Holzhäusern.



Auf dem Rastila Camping kamen wir anschliessend nochmal in den Genuss einer finnischen Sauna, welche den Gästen des Campingplatzes zweimal pro Woche für ein paar Stunden zur Verfügung steht. So erlebten wir auch noch ein wenig authentische finnische Saunakultur, welche sich von der Stille in unseren Saunas, die höchstens durch leise Chillout Musik gestört wird, deutlich unterscheidet. In der Sauna sitzen von ganz jung bis älter alle zusammen und unterhalten sich. Mit Aufgüssen wird die Temperatur in die Höhe getrieben und ein paar haben zur Abkühlung ein kaltes Bier dabei. Wir haben gelesen, dass neben Bier auch Würstchen in Finnland zum Saunieren dazugehören. Ob die Würstchen wie das Bier in der Sauna konsumiert werden oder davor, konnten wir nicht in Erfahrung bringen, aber die Finnen scheinen ihre Saunagänge auf jeden Fall zu geniessen und zwar regelmässig und nicht nur bei einem überteuerten Wellnesswochenende, das man sich nur einmal im Jahr leistet und dessen wohltuende Wirkung nach ein paar Tagen im Alltag schon wieder verflogen ist.


Bevor es mit der Fähre nach Travemünde und anschliessend durch Deutschland auf direktem Weg nach Hause ging, blieb uns noch ein Tag in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Zu Fuss und mit dem Tram besichtigten wir die Innenstadt und eine kleine Fähre brachte uns zur Festungsanlage Suomenlinna.



Die anschliessende Suche nach kleinen Mitbringseln für die Familie und Freunde stellte sich als gar nicht so einfach heraus, da es in Helsinki nicht wie in vielen anderen Grossstädten von Souvenirshops wimmelt und der Markt und die Markthalle schon früher als gedacht Feierabend gemacht hatten. Ein paar Geschenke hatten wir zum Glück schon gekauft, die Jungs hatten ihre letzten Magnete bereits ausgesucht und ein Sticker der Finnlandflagge klebte seit Lappland an unserem Dachzelt. In jedem Land einen Sticker zu finden war gar nicht so einfach gewesen, aber Magnete gab es überall aus verschiedensten Materialien und mit unterschiedlichsten Motiven. In Finnland wären sogar Mini-Vogelhäuschen, die eigentlich Mückenhäuschen sind, als Magnete oder Ohrringe zur Auswahl gestanden. Über das Mückenhäuschen waren wir während unserem Reifenwechsel bereits aufgeklärt worden, wie auch über Wettbewerbe, wer mehr Mücken auf seinem Arm totschlagen kann. Die Finnen scheinen das Leben und sogar ihre Mücke mit Gelassenheit und Humor zu nehmen.




Ein paar Antworten auf die Frage, was die Finnen und uns glücklich macht, haben wir gefunden. Wir hatten eine einmalige, unvergessliche und glückliche Familienzeit und freuen uns auf weitere gemeinsame Abenteuer in unserem kleinen Zuhause auf dem Autodach.


Vielen herzlichen Dank, dass ihr mit uns durch Europa gereist seid und uns auf dieser Website weiterhin bei kleineren und grösseren Abenteuern begleitet.

 
 
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