Hin und zurück durch Frankreich
- Ursina Candraja
- 13. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Obwohl Frankreich eines unserer Nachbarländer ist, haben wir bis zu diesem Jahr noch keine Nacht im Dachzelt unter französischem Himmel geschlafen. Dafür war Frankreich in dieser Campingsaison gleich zweimal ein Teil unserer Reise, im Frühling auf dem Heimweg von Spanien und im Sommer, um an der Atlantikküste die Fähre nach Irland zu nehmen.
Wenn es zeitlich möglich ist, versuchen wir auch auf der Hinfahrt zu und Rückfahrt von unserem Hauptreiseziel etwas mehr zu sehen als nur Autobahnraststätten. Für die Heimreise von Spanien durch Frankreich planten wir eine Woche ein, um auf Küstenstrassen der Côte d’Azur entlangfahren zu können. Im Sommer legte unsere Fähre nach Irland erst am Mittwoch im Hafen von Cherbourg ab und wir nutzen die drei Tage davor für Sightseeing in Paris und Achterbahnfahrten im Disneyland. Den Abend nach der Rückkehr von Irland verbrachten wir zum Ferienabschluss etwas südlich von Cherbourg beim Mont-Saint-Michel.

Entlang der französischen Mittelmeerküste
Bei der Hinfahrt mit der Nachtfähre von Genua nach Spanien hatten wir in der Ferne bereits die beleuchteten Häuser an der französischen Mittelmeerküste gesehen. Auf dem Heimweg wollten wir uns diese Strecke auch noch aus nächster Nähe anschauen. Nach einer kleinen Spanienrundreise überquerten wir den östlichsten Teil der Pyrenäen am Mittelmeer, wo die Grenze zwischen Spanien und Frankreich verläuft. Nach einem kleinen Hafenspaziergang in Collioure machten wir uns in den umliegenden Hängen auf die Suche nach einem Plätzchen um das Abendessen, den Sonnenuntergang und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu geniessen. Die etwas längere Suchaktion hat sich trotz der für unsere Familienkutsche grenzwertigen Strassen wie immer gelohnt.

Nach einer Glace und Besichtigung spannender Bauwerke aus der Antike und Neuzeit in Arles brachte uns die nächste Holperstrasse durch den Parc naturel régional de Camargue in ein Flamingogebiet. Flamingos vor einem Sonnenuntergang sind als Vordergrund doch super romantisch (oder kitschig). Aber auch wenn wir die Sonne schon hunderte Male am Horizont verschwinden und wieder auftauchen gesehen haben, ist es jedes Mal aufs Neue ein faszinierendes Schauspiel, das uns in den Bann zieht.
Ab Cassis fuhren wir möglichst küstennah der berühmten Côte d’Azur entlang und genossen bereits bei der ersten Panoramastrasse nach La Ciotat die formidable Aussicht auf das azurblaue Meer.
Auf der Halbinsel von Saint-Tropez machten wir einen Halt bei der Windmühle von Paillas und verbrachten danach zur Abwechslung einen Nachmittag in der riesigen Poolanlage des Familiencampingplatzes Les Tournels. Den nahegelegenen Strand von Pampellone haben wir mit dem Campingzüglein nur kurz besucht. Wie viele andere Strände an der Côte d’Azur war er übersäht von abgestorbenem Seegras und obwohl dieses die Strände nicht besonders attraktiv aussehen lässt, spielt es eine wichtige Rolle für das Ökosystem und den Küstenschutz.
Unser kleiner Auto- und Yachten-Fan hatte sich auf Saint Tropez gefreut, aber kam zumindest dort noch nicht ganz auf seine Kosten, da die Stars und Sternchen und anderen stolzen Yachtbesitzer wohl eher die Sommermonate in diesem Hafen verbringen. Ausser vereinzelten luxuriösen Autos, ein paar grösseren Booten, einer weit grösseren Anzahl mehr oder weniger herausgeputzter Touristen und einigen schicken Boutiquen gab es für uns in Saint-Tropez nicht viel zu bewundern.
Zwischen Saint-Raphaël und Théoule-sur-Mer folgte ein weiterer Küstenabschnitt der Côte d’Azur, bei dem sich die längere Fahrzeit dem Meer entlang lohnt. Besonders gefallen haben uns die roten Felsformationen des Esterel Gebirges.

In Monaco war es dann endlich so weit. An einem sonnigen Samstag konnten wir in die Welt der Schönen und Reichen eintauchen oder sie zumindest beobachten, wie sie auf ihren Megayachten einen Caipirinha schlürften, mit ihren Ferraris und Lamborghinis Runden auf der Formel-1-Rennstrecke drehten und ihre Luxusschlitten vor den besten Hotels des Fürstentums den Portiers überliessen. Auch wir liessen es uns nicht nehmen auf dem Circuit de Monaco unseren Motor zur Belustigung der etwas schnelleren Autos aufheulen zu lassen.
Unser Dachzelt aufklappen durften wir im Zwergstaat Monaco leider nicht und so übernachteten wir in der Nähe von Sainte-Agnès, das sich als höchstgelegenes Küstendorf Europas bezeichnet.
Bevor wir die Grenze nach Italien überquerten, beendeten wir unsere Fahrt durch Frankreich im pittoresken Menton, wo wir uns bis auf die Sprache wieder dazugehöriger fühlten als in Monaco.
Paris
Wenn wir auf dem Weg nach Cherbourg schon am Eiffelturm vorbeifuhren, konnten wir dieses weltberühmte Bauwerk ja nicht einfach links oder eigentlich rechts liegen lassen. So verbrachten wir vier heisse Nächte auf dem Camping de Paris. Das Thermometer stieg tagsüber auf über 40 Grad und der Eiffelturm wurde am dritten Tag wegen der sengenden Hitze sogar gesperrt. Zum Glück hatten wir diesen Programmpunkt schon am ersten Morgen abgehakt und waren zur Sicherheit schon vor der Kassenöffnung in eine Warteschlange gestanden, da die Tickets bis zur Spitze schnell ausverkauft sind. Von oben lässt sich in jeder Stadt ein guter Überblick verschaffen, was vor allem bei einem so weitläufigen Zentrum wie in Paris von Vorteil ist, um die Distanzen besser abschätzen zu können.
Wir trotzten den Temperaturen und es kamen einige Kilometer beim Abklappern der Hauptsehenswürdigkeiten vom Arc de Triomph bis Sacré-Coeur zusammen.
Nach drei schönen, sonnigen, aber etwas anstrengenden Tagen in der Stadt und im Disneyland verbrachten wir den letzten Abend nochmal beim Pariser Wahrzeichen, wo sich unsere Kinder in der Fontaine de Varsovie inmitten der Springbrunnen eine wohlverdiente Abkühlung gönnten.

Le Mont-Saint-Michel
Unsere Fähre von Irland fuhr am frühen Nachmittag in den Hafen von Cherbourg und wir hatten die Möglichkeit den Abend vor der Heimfahrt noch auf dem etwas südlich gelegenen Mont-Saint-Michel zu verbringen. Von den Befestigungsmauern konnten wir beobachten, wie die Flut die riesige Sandfläche um die Insel nach und nach mit Wasser bedeckte. Wieder einmal hat uns auch an diesem aussergewöhnlichen Ort ein vom Menschen nicht kontrollierbares Naturschauspiel am meisten fasziniert, ins Staunen versetzt und uns die Schönheit unserer Erde vor Augen geführt.