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Frei wie der Wind in Dänemark

  • Autorenbild: Ursina Candraja
    Ursina Candraja
  • 24. Juni 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Das Freiheitsgefühl, welches sich bei uns auf Gavdos eingestellt hatte und uns die erste Zeit unserer Reise treu begleitet hatte, war irgendwo im Flachland von Mitteleuropa nach langen Autobahnfahrten und dem Unfall in den Menschenmassen der Städte verloren gegangen. In Dänemark fanden wi es in den windigen Dünen an der stürmischen Nordsee wieder. Unser Dachzelt tauschten wir für drei Nächte gegen verschiedene Varianten von Sheltern, die Wildcamping in einer etwas anderen Form ermöglichen.


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Shelter


Shelter sind einfache Schutzhütten, die über das ganze Land verteilt sind und nicht nur im Wald und in den Dünen stehen, sondern auch am Rande von Ortschaften oder auf privaten Grundstücken. Meistens ist die Übernachtung kostenlos, ausser die Shelter stehen auf Campingplätzen oder werden von privaten Anbietern zur Verfügung gestellt. Die Lokalisation der Shelter ist manchmal gar nicht so einfach. In der entsprechenden App sind nur Beschreibungen auf Dänisch verfügbar und Google Maps führte uns häufig nicht zuverlässig ans Ziel. Viele dieser Schutzhütten sind zudem nur zu Fuss oder mit dem Fahrrad erreichbar. Ihr Zustand und die Attraktivität der Umgebung variieren auch sehr stark und nach ein paar weniger überzeugenden Exemplaren fanden wir in einem privaten Garten oder eher auf einem privaten, komplett selbstgebauten Spielplatz, auf welchem von einer Seilrutsche bis zum Minifussballfeld nichts fehlte, ein richtiges Schmuckstück. Wir bestaunten nicht nur das Shelter und das Mobiliar davor, sondern auch das etwas entfernte „Stille Örtchen“, das in der folgenden Nacht leider mein bester Freund wurde. Bis jetzt habe ich darauf verzichtet über Erkältungen und andere gesundheitlichen Beschwerden auf der Reise zu berichten, aber auch wenn unsere Familienauszeit unglaublich schön ist, werden wir leider doch nicht ganz von Viren, Bakterien und Verschleisserscheinungen am Bewegungsapparat verschont. Bei meinen Magen-Darm-Beschwerden und regelmässigen Fussmärschen zwischen Shelter und Plumpsklo in der kalten und regnerischen Nacht, war es aber das erste Mal, dass ich mein Bett und das nur zwei Meter entfernte WC mit einer normalen Spülung (statt einem Spaten und Erdhaufen um die Exkremente zuzudecken) vermisste.



Für uns waren die Shelter in Dänemark ansonsten aber eine super Alternative zum Dachzelt, da sie dem stürmischen Wind besser standhielten und unser Dachzelt zusammengeklappt im Trocknen bleiben konnte. So machten wir uns nach zwei Nächten auf dem Campingplatz vom Legoland erneut auf die Suche und wurden zwischen einem Wäldchen und Feldern fündig.



Unser drittes und letztes Shelter war nicht ganz so einsam gelegen, da es zu einem Kulturhaus gehörte, welches aber während unseres Aufenthalts leer stand. Vor dem starken Wind bot dieses Shelter allerdings optimalen Schutz, da es mit sperrigen Schiebetüren rund herum geschlossen werden konnte.



Kinderprogramm


Bevor wir uns in die immer einsamere Natur im hohen Norden von Europa begaben, sollten die Kinder auch nochmal richtig auf ihre Kosten kommen und was war da besser geeignet als das Legoland. In unserer Familie haben nicht nur die Jungs Spass an Achterbahnfahrten, sondern Patrick und ich werden in Freizeitparks noch so gerne wieder zu Kindern und lassen uns keine Bahn entgehen. Den Legolandcamping oder andere Familienplätze würden wir allerdings alleine wahrscheinlich nicht auswählen, aber mit Kindern haben diese Plätze definitiv auch ihre Vorteile für die Eltern. Wir sehen die Kinder auf solchen Plätzen nur bei Hunger, Durst oder Pflaster-Bedarf und haben ganz viel Zeit für uns. Neben dem Legolandcamping fanden wir für die letzte Nacht vor der Fährfahrt nach Norwegen nochmals einen Camping der den Ansprüchen unserer kleinen Fussballer mehr als gerecht wurde und ihnen sogar ein Indoor-Fussballfeld bot.



Erwachsenenprogramm


Wie das Kinderprogramm, welches auch uns Eltern gefallen hat, machte den Kindern das Erwachsenenprogramm in Dänemark ebenfalls fast immer Spass, obschon wir dabei nicht unbedingt den gleichen Dingen unsere Aufmerksamkeit schenkten. Während Patrick und ich Windmühle von Dybbol bestaunten, blieben die Kinder bei oder auf den Kanonen im Geschichtspark an den Düppeler Schanzen hängen und waren in Piratenrollenspiele vertieft.



Den Gamle By in Aarhus ist ein Freilichtmuseum, in welchem wir durch verschiedene Epochen spazieren konnten. Während Patrick und ich in Wohnhäusern, im Kaufmannsladen und im Kindergarten aus den 70er Jahren in Kindheitserinnerungen schwelgten, setzten sich die Jungs vor alte Schwarzweiss-Fernseher, versuchten unsere Natels vergeblich von einem Wählscheiben-Telefon anzurufen und vergnügten sich in einem Lunapark aus vergangenen Zeiten.



Beim Erklimmen des Himmelbjergets, welcher mit 147 m zu den höchsten „Bergen“ Dänemarks zählt, war das Fussballfeld ein paar Meter unter dem Gipfel für die Jungs spannender als der Turm auf dem Gipfel, von dem sich die Aussicht auf den Julsee noch von ein paar Höhenmetern mehr bewundern lässt.



Beim Rubjerg Knude Leuchtturm war Patrick mit der Kamera und der Drohne auf der Jagd nach dem perfekten Bild und die Kinder versuchten im Sand eine geheime Fallgrube zu bauen, was sich mit dem lockeren Sand als ein Ding der Unmöglichkeit herausstellte, sie aber nichtsdestotrotz über eine Stunde beschäftigte. Währenddessen blickte ich auf die fast menschenleeren Dünen und das Meer und das Gefühl von Freiheit und Glück war wieder zurück. Erst da bemerkte ich, dass es verloren gegangen war und wusste gar nicht genau wann und warum. Mit erhöhtem Touristen- und Verkehrsaufkommen, in den immer flacheren Landschaften von Mitteleuropa ohne Berge und Meer, in den Menschenmengen der Städte und beim Abarbeiten von To-do Listen, welche Mails, Telefonate, Buchungen und Besorgungen beinhalteten, war mir das Freiheitsgefühl immer mehr abhanden gekommen.



Da Patrick die Bilder und Videos von nur einem Leuchtturm nicht reichten, kamen auch noch die Leuchttürme von Skagen und Hirtshals dazu. Beim Leuchtturm von Skagen konnten die Jungs in der Zwischenzeit die Bunkeranlage erforschen und in Hirtshals fanden wir in einem Aufenthaltsraum eine kleine Ausstellung mit verschiedensten Steinen der Hirtshalser Steilküste.



Was wie das Legoland, die Shelter und der Hotdog im hübschen Städtchen Skagen unbedingt zu unserem Dänemark Aufenthalt dazu gehörte, war Autofahren am Strand und so fuhren wir ein paar Stunden vor der Fahrt auf die Fähre auf dem harten Sand frei wie der Wind dem stürmischen Meer entlang und freuten uns alle riesig auf die Fortsetzung unseres Abenteuers im höheren Norden



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