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Routenplanung: Der Weg ist das Ziel

  • Autorenbild: Ursina Candraja
    Ursina Candraja
  • 21. Feb. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Als wir noch jung, kinderlos und wild waren, beschränkte sich unsere Reiseplanung häufig auf die Buchung eines Fluges und vielleicht noch einer Unterkunft für die erste Nacht. Wir hatten ein paar Ideen, was wir unbedingt sehen und machen wollten, aber den Rest liessen wir offen und blieben so flexibel für längere Aufenthalte an schönen Orten und für Routen und Ausflugsziele, die uns von Einheimischen oder anderen Reisenden empfohlen wurden. Bei unseren jetzigen Reisen mit Dachzelt und Familie sieht es ein wenig anders aus, aber wir haben mittlerweile einen guten Weg gefunden, wie wir trotz einiger Buchungen im Voraus und detaillierter Planung der Route mit Schlafplätzen flexibel, frei und manchmal immer noch wild bleiben können.


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Für die Planung unserer viermonatigen Europareise kommt uns zu gut, dass wir schon ein paar Roadtrips als Familie machen konnten und jedes Mal dazugelernt haben. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man alleine, zu zweit oder mit Kindern unterwegs ist, da bei jeder Variante mehr verschiedene Bedürfnisse dazukommen. Unser Ziel ist bei jeder Reise, dass alle Spass haben und wir die gemeinsame Zeit in vollen Zügen geniessen können. Das heisst allerdings nicht, dass bei uns unterwegs immer nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ angesagt ist, da gewisse Reibereien zum Familienleben dazugehören und sowohl Kinder als auch Eltern ziemlich nerven können, wenn man 24 Stunden pro Tag zusammen verbringt. Das hat auch schon dazu geführt, dass unsere Kinder mit Klebeband über dem Mund auf dem Rücksitz sassen (natürlich nur kurz). Damit komme ich zu meinen ersten Tipps für die Routenplanung. Wie und wann planen wir lange Autofahrten, damit das Klebeband nicht zum Einsatz kommen muss?


Wie lange geht es noch?

Welche Eltern haben diesen Satz noch nicht gehört? Häufig beginnen die Ferien mit dem Auto oder Camper mit einer mehrstündigen Fahrt. Als unsere Kinder noch kleiner waren, sind wir längere Strecken in der Nacht gefahren und bei uns hat dann zumindest ein Kind auf dem Rücksitz geschlafen. Bei den letzten langen Reisen hat es sich bewährt am Wochenende sehr früh um etwa vier Uhr abzufahren. Um diese Zeit sind die Kinder im besten Fall auch noch nicht so aktiv und wie bei der Nachtvariante kommen wir recht schnell und entspannt voran, da es fast keinen Verkehr hat. Bis der Verkehr um ca. zehn Uhr zunimmt, haben wir schon sechs Stunden geschafft.

Wenn die Kinder älter werden, entwickeln sie zum Glück auch ein besseres Zeitgefühl und können selber auf dem Navi mitverfolgen, wie die Minuten vergehen. Noch grösser ist die Motivation eine lange Autofahrt durchzuhalten mit einer Belohnung unterwegs oder bei der Ankunft. So war nach der langen Fahrt durch Deutschland der erste Stopp in Skandinavien das Legoland und auf dem Weg nach Amsterdam gab es nach der ersten langen Teilstrecke eine Pause im Tierpark Bell, den die Kinder von der Fernsehsendung „Auf und davon“ kannten. Falls kein Erlebnis- oder Tierpark auf der Strecke liegt, kann auch schon ein grosses Glace oder ein Fruchtgummi-Hamburger, von dem es jede Stunde eine Lage gibt, die Fahrt ein wenig versüssen.


Sicherheitsvariante „buchen und sparen“ oder „no risk, no fun“?

Wie schon geschrieben, reisen wir am liebsten spontan ohne viele fixe Buchungen. Einige Ausnahmen machen für uns aber dennoch Sinn. Bei längeren Fährfahrten haben wir festgestellt, dass es sehr viel günstiger ist, möglichst früh zu buchen. In einem anderen Reiseblog habe ich auch noch einen weiteren Spartipp für Norwegenfähren gefunden, den ich natürlich gleich ausprobieren musste. Und tatsächlich, als ich für die Buchung auf der Website der Reederei die Sprache „Norwegisch“ auswählte, war das Ticket ca. 40% günstiger als bei der Auswahl anderer Sprachen. Also ich bin nicht ganz sicher, ob es da einen Haken gibt, aber spätestens bei der Fahrt auf die Fähre von Hirtshals nach Bergen werden wir es erfahren. Bei den anderen Fähren machte die Sprache übrigens keinen Unterschied.

Campingplätze haben wir mit dem Dachzelt selten im Voraus gebucht. Ausnahmen waren Sommerferien in Italien und Reservierungen von Stadt- oder Freizeitpark-Campingplätzen. In Freizeitparks wie dem Europapark ist der Campingplatz in den Schulferien oder an den Wochenenden häufig ausgebucht. Bei Stadtcampingplätzen reicht meistens eine kurzfristige Reservierung, ausser es findet gerade ein spezieller Event statt. Sowohl den Besuch eines Freizeitparks als auch Stadtbesichtigungen können wir am meisten geniessen, wenn wir einen fixen, zentralen oder gut mit ÖV erreichbaren Schlafplatz haben, von dem wir am Morgen gemütlich losziehen und auf den wir auch erst am späteren Abend zurückkehren können um nur noch müde ins Dachzelt zu fallen. Wenn ihr unbedingt ein paar Tage auf einem bestimmten Campingplatz z.B. in einem Nationalpark oder in einer Touristenhochburg verbringen möchtet, kommt ihr in der Hochsaison um eine frühzeitige Buchung oft auch nicht herum.


Unsere Routenplanung mit Sehenswürdigkeiten und Schlafplätzen

Damit wir auf unserer Europareise gemeinsam Länder und Leute kennenlernen können und möglichst wenig Zeit mit Reiseführern, Strassenkarten und Onlinerecherchen verbringen müssen, haben wir unsere Route gründlich vorausgeplant. Auf unserer Skandinavienrundreise vor zwei Jahren haben wir festgestellt, dass es nicht einmal mit „Jedermannsrecht“ so einfach ist, jeden Tag spontan einen neuen Schlafplatz zu finden. Wenn man alleine oder zu zweit müde und hungrig noch eine Stunde länger Autofahren muss als geplant, weil es keinen geeigneten Platz in der Nähe hat, ist das schon mühsam, aber mit Kindern ist es noch viel mühsamer. Deshalb haben wir für unsere Schottlandtour letzten Sommer mehr Vorarbeit geleistet und nebenbei das System für die Planung unserer Europareise entwickelt.

In Reiseführern und im Internet haben wir Orte und Sehenswürdigkeiten gesucht, welche wir gerne besuchen wollten, und dann eine möglichst kurze und trotzdem attraktive und abwechslungsreiche Reiseroute zusammengestellt. Reisen mit Kindern sind entspannter, wenn sich die tägliche Fahrzeit in Grenzen hält und genügend „freie“ Tage eingeplant werden. Wie bei der Arbeit ist auch bei einer langen Reise alle fünf bis sechs Tage eine Pause von zwei, drei Tagen optimal. Für uns ist zudem eine Mischung aus Naturerlebnissen mit Wanderungen, Stadtbesichtigungen mit Kulturprogramm und gemütlichen Tagen auf einem Campingplatz am Meer oder See ideal.

Auf unserer Route haben wir anschliessend in der Nähe von Sehenswürdigkeiten und in regelmässigen Abständen geeignete Schlafplätze markiert. Für die Suche von Schlafplätze nutzen wir grösstenteils die App „park4night“, da sie sowohl offizielle Campingplätze als auch eine grosse Auswahl an Wildcampingplätzen enthält, deren Sicherheit, Tauglichkeit und Rechtmässigkeit anhand der Bewertungen recht gut abgeschätzt werden kann. Wir stehen nicht gerne in kleinen Parkbuchten direkt neben der Strasse und haben auch schon selber versucht geeignete Plätze zu finden, aber mussten leider feststellen, dass unsere Pfadfinderqualitäten nicht ausreichen. Unsere ausgewählten Waldstrassen führten meistens zu Toren von privaten Anwesen. Im besten Fall hat es im näheren Umkreis eines wilden Schlafplatzes mehrere Alternativen und sogar noch einen oder zwei Campingplätze. Dann hat man je nach Belegung der Plätze, Wetter und Notwendigkeit einer Dusche oder Waschmaschine verschiedene Optionen zur Verfügung und muss dafür nicht nochmal eine Stunde weiterfahren. In Schottland hat es mit der Vorausplanung gut geklappt und wir mussten nur zweimal unterwegs nach alternativen Schlafplätzen suchen. Einmal machten uns Mückenschwärme einen Strich durch die Rechnung und einmal brauchten wir dringend einen Campingplatz mit Tumbler, da uns die trockenen Kleider ausgingen.

Entsprechend unserem „kurzen“ Schottlandtrip habe ich jetzt unsere lange Europareise fertig geplant und die Route mit möglichen Abstechern und Umwegen wie auch Sehenswürdigkeiten und Schlafplätze ganz altmodisch auf Strassenkarten eingezeichnet. In der App „park4night“ sind ca. 500 Schlafplätze markiert und ich bin sehr gespannt, von welchen wir euch schon bald Fotos zeigen dürfen.

 
 
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